Wer schweigt, stimmt zu!
25. Februar 2009
Am 11.02.2009 besuchte Bundespräsident Horst Köhler anlässlich einer Podiumsdiskussion das Kloster Marienthal in Ostritz. Gegen 16:30 Uhr erreichte er das Kloster und traf dort auf zwei Vertreter der Dresdner Welterbebewegung mit ihrem Transparent:
Die Situation vermittelte im ersten Moment vielleicht den Eindruck, dass es sich um einen geplanten Punkt im Protokoll handele. So baute sich der Tross zunächst vor dem Transparent auf und unser Welterbefreund Michael Grasemann nutzte die Gelegenheit für seine erste Rede an den Bundespräsidenten:
Er forderte den Bundespräsidenten auf, sich zu dem Thema Welterbe zu positionieren und sich für den Erhalt des UNESCO Welterbes Dresdner Elbtal einzusetzen. Es sei alles andere als eine regionale Angelegenheit. Er erinnerte ihn an die Verantwortung, die er als Deutsches Staatsoberhaupt für die Einhaltung der Konventionen der Vereinten Nationen hat.
Der Bundespräsident kam daraufhin auf die beiden Demonstranten zu und gab ihnen die Hand zur Begrüßung. Im weiteren Gespräch erinnerte Michael Grasemann den Bundespräsidenten daran, dass in der Vergangenheit 14 Briefe engagierter Dresdner Bürger zum Thema des Welterbeerhalts an ihn gerichtet wurden. Alle wurden von ihm nur mit Standardbriefen beantwortet. Darauf erwiderte er in lässigem Tonfall: „Dann schreiben Sie eben noch weitere 15!“
Es mag sein, dass die gesamte Situation für Horst Köhler etwas überraschend zustande kam. Von daher war seine Bemerkung sicher nicht sonderlich diplomatisch formuliert – ehrlich aber allemal: Sie spricht Bände darüber, welche Bedeutung unser Bürgerpräsident den Anliegen beimisst, welche von Bürgern an ihn herangetragen werden. Das sollten sich die Bürger bewusst machen. Seine Bemerkung verrät zugleich aber auch einiges darüber, wie der Bundespräsident über das Welterbe und damit über das Verhältnis von Deutschland zur UNESCO denkt. Es verbleibt als Aufgabe für die Diplomatie, dies richtig einzuordnen.
Der Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten verbietet es, den Vorfall mit deutlicheren Worten zu werten. Der Respekt vor der Person Horst Köhler hat gleichwohl bei der Gelegenheit ein wenig gelitten.
Im übrigen haben die zahlreichen anwesenden Vertreter lokaler Medien diese kleine Geschichte aus ihrer Berichterstattung ausgeklammert – gewiss in Wahrung ihrer fürsorglichen Pflicht, ihre Leser, Hörer und Zuschauer vor derart verstörenden Nachrichten zu schützen. Sie würden damit wohl mehr Fragen aufwerfen, als sie zu beantworten imstande wären.