Am Freitag, dem 11.07.2008, findet ab 09:30 Uhr eine Demonstration vor dem Landtagsgebäude (Bernhard-von-Lindenau-Platz 1) statt. Damit soll ein Dringlicher Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag unterstützt werden. Die Fraktion fordert:

Baustopp jetzt!
Tunnelblockade beenden!

Bernhard Lange
Pfarrer i.R.
01324 Dresden

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tillich,

es war sicher ein tolles Erlebnis, neben dem Papst zum Fototermin zu stehen. Der Besuch hat Sie und Ihre Begleiter vermutlich sehr befriedigt. Die DNN zitieren: „Ich fühle mich sehr gestärkt in meiner Überzeugung, dass wir Werte brauchen, die die Gesellschaft zusammenhalten.“ Es wird berichtet, sie hätten Benedikt XVI. nach Dresden eingeladen – als Pontifex Maximus zur Brückenweihe vielleicht? Toll, wenn sein Segen den der UNESCO ersetzte!

Doch in Dresden geht es nicht um Befriedigung, sondern um Befriedung.

Die DNN zitieren gleichen Tages den Vorsitzenden des Welterbe-Kuratoriums Prof. Zimmermann. Sein Versuch, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, sei auf „taube Ohren gestoßen“, nicht einmal eine Eingangsbestätigung gab es. Auch alle Initiativen anderer Institutionen und Einzelpersönlichkeiten – darunter höchst prominente – zum Erhalt des Welterbestatus wurden abgeschmettert.

Von Ihnen als geborenem Sachsen hatten viele einen sensibleren Umgang mit dem Thema und den sich engagierenden Bürgern erhofft. Offenbar vergebens! Herr Sagurna erklärte einem sich um den Erhalt des Welterbestatus bemühenden Kommunalpolitiker: „Wir machen Ihnen den Tunnel kaputt!“ Ein Satz, aus dem der Geist geradezu schreit, welcher in Ihrer Partei am Werke ist. Herr Sagurna ist gegangen, der Geist geblieben.

Sehr geehrter Herr Tillich, wenn Ihnen Werte tatsächlich wichtig sind – der Respekt vor Leuten, die sich um das Beste für unsere Stadt bemühen und persönlich keine Vorteile davon haben, sollte dazugehören – dann setzen Sie sich bitte mit Persönlichkeiten wie den Professoren unserer Universität, Prof. Kokenge, Prof. Jäger und Prof. Schach, mit dem Generaldirektor der Staatlichen Sammlungen, Prof. Roth, mit Prof. Zimmermann, Prof. Güttler, Prof. Weber u.a. an einen Tisch und suchen sie eine Lösung zum Besten der Stadt.

Initiieren Sie einen (Teil-) Baustopp an der Brücke. Beauftragen Sie eine neutrale und vor allem parteiunabhängige Expertenkommission, die ermittelt, wie hoch die Kosten für Tunnel und Brücke tatsächlich sein werden und welche zusätzliche Planungszeit nötig wäre für Ersteren! Ermahnen Sie Ihre Parteifreunde, damit aufzuhören, das Dummenmärchen zu verbreiten, an der Haltung der UNESCO sei Nobelpreisträger Blobel schuld.

Es fällt schwer, im „C“ Ihrer Partei noch das „Christlich“ zu erkennen. „Commerz“ wäre treffender! Ist das der Wert, dem Sie sich verpflichtet fühlen? Die Papstreise mag Ihr Selbstwertgefühl gestärkt haben. Zur Problemlösung in Dresden trägt sie nicht bei. Oder kam beim Stichwort „Dresden“ Benedikt XVI. etwa ins Schwärmen ob des politischen Stiles der hier herrschenden Partei- und Staatsführung?

Mit freundlichem Gruß und mit vielen auf Antwort wartend

Bernhard Lange

Dresden, den 2. Juni 2008

Am Donnerstag, dem 07.08.2008, findet die nächste Stadtratssitzung statt. Auf der Tagesordnung steht die Amtseinführung der neuen Oberbürgermeisterin Helma Orosz sowie ein Antrag auf vorläufigen Baustopp an der Waldschlößchenbrücke. Ab 15:30 Uhr findet parallel zur Stadtratssitzung eine Demonstration vor dem Rathaus statt.

Die Frage stellt sich gar nicht,
meint
Eduard Zetera

Gleichwohl darf sie als Beispiel für das vollkommene Versagen der Medien in der Diskussion um den Brückenbau und den Welterbetitel in Dresden dienen. Schauen wir uns einmal den zeitlichen Ablauf an:

  • Am 04.07.2008 um 11:05 Uhr geht folgende ddp-Meldung über den Ticker: „Nach der Entscheidung des UNESCO-Komitees über den Dresdner Welterbestatus hat sich Sachsens ADAC-Chef Nikolaus Köhler-Totzki für eine freiwillige Rückgabe des Titels ausgesprochen.“
  • Am 04.07.2008 um 15:30 Uhr meldet der MDR: „In einem Gespräch mit MDR 1 Radio Sachsen sagte sie [Dresdens künftige Oberbürgermeisterin Helma Orosz], der Welterbetitel sei kaum noch zu halten. Statt eines Sterbens auf Raten könne sie sich vorstellen, dass der Titel von der Stadt zurückgegeben werde.“
  • Am 07.07.2008 erklärt die UNESCO-Tagungspräsidentin Christina Cameron im SZ-Interview: „Weder die Stadt noch die verantwortliche deutsche Seite kann eine Stätte von der Liste streichen lassen. Das ist gegen die Konvention. Das Welterbekomitee vergibt den Titel, und das Welterbekomitee entzieht ihn auch wieder.“
  • Bis zum 08.07.2008 haben auf der Internetseite des MDR SachsenSpiegel bereits über 3.500 Nutzer über die Frage: „Soll Dresden den Welterbetitel jetzt zurückgeben?“ abgestimmt.

Das Muster ist immer das selbe:

  • Ein Brückenfreund setzt irgendwelchen Unfug in die Welt. Dabei ist vollkommen unerheblich, ob sein Einwand sachlich gerechtfertigt oder sein Vorschlag realisierbar ist. Die Medien berichten – aber sie hinterfragen nicht.
  • Ein Vertreter der brückenbauenden Parteien CDU oder FDP macht sich die Idee zu eigen. Dabei ist vollkommen unerheblich, ob es vernünftig und verantwortungsvoll ist. Solange es der Sache dient, wird es weiter getragen. Die Medien berichten – aber sie hinterfragen nicht.
  • Irgendwann stellt jemand fest, dass es so nicht geht. Natürlich berichten die Medien auch das.
  • Inzwischen hat sich der Unfug so weit verbreitet und in den Köpfen der Menschen festgesetzt, dass das „Dementi“ ungehört verhallt.

Ist das nun einmal mehr nur Medienschelte? Nicht ganz. Genau genommen nur zur Hälfte:

Es versagen die Journalisten, weil sie entweder nicht bereit oder nicht einmal in der Lage sind, den Meinungsbildungsprozess in Dresden sachlich und kritisch zu begleiten. Die ihnen anvertrauten Informationen werden weder geprüft noch verarbeitet. Sie werden einfach nur weitergegeben.

Es versagen aber auch die Leser (genauso wie die Zuschauer und Zuhörer). Sie vergessen: Zeitunglesen ist kein Ersatz für Selberdenken. Das ist besonders tragisch, da die älteren Semester mit DDR-Erfahrung sich wohl noch daran erinnern sollten: Nicht alles stimmt, was in der Zeitung steht.

Eduard Zetera
ist amüsiert

Der bisherige Erfolg der Brückenfreunde ist zu wesentlichen Teilen einer sehr geschickten Öffentlichkeitsarbeit zuzuschreiben. Verschiedenste Instanzen der Partei-, Kommunal-, Landes- und Bundespolitik arbeiteten mit den Verwaltungen Hand in Hand und formten das öffentliche Meinungsbild dahingehend, dass das aberwitzige Vorhaben bis zum heutigen Tage vorangetrieben werden konnte, ohne dass der moralische und kulturpolitische Bankrott der „bürgerlichen Parteien“ in der breiten Öffentlichkeit auch als solcher wahrgenommen wurde. Doch am Freitag ist man da offensichtlich ein wenig aus dem Tritt gekommen …

Die Information über die Entscheidung der UNESCO kam in der Nacht zum Freitag zeitig genug: Im Laufe des Tages konnte aber auch noch jeder der Brückenbau-Protagonisten sein mediales Ei legen und heftigst dazu gackern. Bemerkenswert an diesem Nachrichtenfeuerwerk war, dass es vollkommen unkoordiniert ablief. Jeder brachte vor, was ihm gegen die UNESCO und gegen den Elbtunnel gerade so einfiel. Dabei ist innerhalb kürzester Zeit so viel Unfug in Mikrofone geredet und auf Notizblöcke diktiert worden wie lange nicht. Dadurch wird die Widersprüchlichkeit der Rechtfertigungen für das Tun und Unterlassen der Brückenfreunde besser sichtbar. Ihr mühsam zusammengezimmertes Argumentationsgebäude zeigt nach dem neuerlichen Anschlag der „UNESCO-Dschihadisten“ tiefe Risse und schwere Verfallserscheinungen.

So unerfreulich der gesamte Vorgang ist, entbehrt er doch nicht einer gewissen Komik. Und das eröffnet zugleich auch ganz neue Perspektiven: Die deutsche Kabarett-Industrie wird Jahre brauchen, all das aufzuarbeiten. Das schafft Arbeitsplätze. Im folgenden nur einige besonders illustrative Steilvorlagen unserer prominentesten Brückenfreunde:

Arnold Vaatz

Der Dresdner CDU-Bundestagsabgeordnete geifert vollkommen konzeptlos im Deutschlandradio. Seine Aussagen sind nur vordergründig ärgerlich, weil arrogant oder schlicht falsch. Im Grunde sind sie urkomisch, weil er so viel redet und so unglaublich wenig denkt.

Er argumentiert wie folgt gegen den Elbtunnel: „Man kann auch versuchen, die Elbe durch einen Tunnel von Berlin nach Prag zu überqueren. Das bedeutet dann allerdings für die Leute einen gewissen Umweg, den sie fahren müssen, um erst mal zum Tunneleingang zu kommen und dann vom Tunnelausgang zur Stadt zurückzukehren.“ – Aber Herr Vaatz! Von einem Tunnel zwischen Berlin und Prag war nie die Rede. Und selbst wenn das eines Tages der Fall wäre, würde man damit auf jeden Fall die Elbe unterqueren und nicht überqueren.

Arnold Vaatz fährt fort: „Das ist eine völlig unsinnige Überlegung, die in keiner Weise die Chance hat, realisiert zu werden – alleine aus der Tatsache heraus, dass beispielsweise die geotätige [O-Ton! Kein Tippfehler.] Lage der Stadt Dresden diesem Gedanken vollkommen widerspricht.“ Für einen Tunnel zwischen Berlin und Prag mögen Zweifel gerechtfertigt sein. Für den Elbtunnel in Dresden hingegen sind seit geraumer Zeit zumindest alle geodätischen (Tunnelneigung) und geologischen (Grundwasser) Probleme geklärt. Geotätige Probleme sind keine bekannt. Was ist überhaupt die „Geotätik“? Eine neue Parawissenschaft?

Hans-Joachim Brauns

Der CDU-Stadtrat verkündet im MDR-Fernsehen vor der Silhouette der Altstadt trotzig: „Dresden braucht den Titel nicht. Dresden ist Welterbe, auch mit der Brücke.“ – und dokumentiert so mit zwei Sätzen gleich zwei Denkfehler:

Einerseits bleibt er die Erklärung schuldig, warum sich Dresden dann seinerzeit so sehr um eben diesen Titel bemüht hat. In mehreren Anläufen. Und warum viele andere Städte (auch deutsche) dies bis heute tun.

Andererseits vermischt er zwei Dinge: Als Stadtrat darf er mit darüber entscheiden, ob in Dresden ein Ort mit Welterbequalitäten zerstört werden soll oder bewahrt wird. Es steht im gleichwohl nicht zu, darüber zu befinden, ob das Dresdner Elbtal dem Welterbe der Menschheit zugerechnet wird oder nicht. Das ist Aufgabe der UNESCO.

Wer bitte ist Herr Brauns aus Dresden? Herr Brauns ist einer, der in unseren Tagen die Erinnerung an den Ausspruch eines Franzosen aus dem Jahre 1846 wach hält: „Dresden ist eine kleine Stadt mit einem großen Maul.“

Nikolaus Köhler-Totzki

Sachsens ADAC-Chef gebührt alle Achtung ob seiner Verdienste um das Klima in der Stadt Dresden. Doch selbst angesichts der Tatsache, dass der ADAC vermutlich mehr Mitglieder in Dresden hat als alle politischen Parteien zusammen, sollte nicht übersehen werden, dass Nikolaus Köhler-Totzki dem Regionalverband eines Automobilclubs vorsteht.

Wer ist das denn, der nach seinen Worten in einer ddp-Meldung sagt: „Wir haben unsere eigenen Spielregeln und geben den [Welterbe-] Titel zurück.“ Der ADAC? Oder gibt er hier dem Stadtrat oder der Landesregierung eine Handlungsempfehlung? Für derartige kluge Ratschläge hat er von seinen Clubmitgliedern wohl genauso wenig ein „Mandat“ erhalten wie zu Verlautbarungen zur Gesundheits- oder Ausländerpolitik.

Es darf als ein Zeichen besonderen Formats gewertet werden, dass Helma Orosz eine der ersten aus dem politischen Raum ist, die sich diesen Vorschlag gleich zu eigen macht. Hätte sie nur bis Montag gewartet: In einem SZ-Interview erklärt die UNESCO-Tagungspräsidentin Christina Cameron: „Weder die Stadt noch die verantwortliche deutsche Seite kann eine Stätte von der Liste streichen lassen. Das ist gegen die Konvention. Das Welterbekomitee vergibt den Titel, und das Welterbekomitee entzieht ihn auch wieder.“

Helma Orosz

Die designierte CDU-Oberbürgermeisterin bekennt: „Ich bin erschüttert.“ Warum nur ist sie das? Auf den Schreck hätte sie sich vorbereiten können: Die Beschlussvorlage der UNESCO ist seit gut einem Monat bekannt. Seither verwunderte bereits, dass sie das Konzept „Wir bauen die Brücke fertig und überzeugen dann die UNESCO von deren Welterbeverträglichkeit“ unbeirrt weiter verfolgte. Diese Option bot sich bei der sich abzeichnenden Beschlusslage der UNESCO einfach nicht. Nun klagt sie in MDR-Info: „Man fordert uns auf, eine halbfertige Brücke in Gänze zu beseitigen, den Ursprungszustand wiederherzustellen und damit vollkommen auf eine Elbquerung zu verzichten.“ Was sagt uns das? Helma Orosz hat weder die Beschlussvorlage noch den Beschluss der UNESCO auch nur ansatzweise verstanden. Warum erklärt ihr das niemand? Von einem vollkommenen Verzicht auf eine Elbquerung war nie die Rede – im Gegenteil: Die UNESCO empfiehlt den Elbtunnel.

Wenn sie im übrigen die ach so hohen Kosten für den Rückbau einer halbfertigen Brücke beklagen, sollten neben Helma Orosz alle politisch und verwaltungstechnisch für den Brückenbau Verantwortlichen an eines erinnert werden: Derzeit werden in allergrößter Hast Betonbauarbeiten für die Brücke ausgeführt – ein halbes Jahr vor dem ursprünglichen Bauablaufplan –, allein um Tatsachen zu schaffen. Dabei ist schon heute klar, dass sich der Stahlbau der Brücke wegen der Stahlknappheit auf dem Weltmarkt um ein Jahr verzögern wird. Zudem beruht das Baurecht auf gerichtlichen Eilentscheidungen. Das erste Hauptsacheverfahren läuft gerade erst an. Hier werden derart grundlegende Fragen zum Planfeststellungsverfahren (z.B. zur unvoreingenommenen Alternativenabwägung und der angemessenen Berücksichtigung des Naturschutzes) behandelt, dass vollkommen offen ist, ob nicht noch auf diesem Wege der gesamte Brückenbau gekippt wird. Wenn das geschieht, werden einige Leute sehr genau erklären müssen, warum sie ohne Not aber in solcher Eile Steuergelder in Millionenhöhe im Elbekies vergraben haben.

Lars Rohwer

Der Dresdner CDU-Vorsitzende formuliert in einer Pressemeldung: „Die UNESCO fordert eine exorbitante Verschwendung von Steuergeldern. Bisher sind bereits über € 36 Mio. verbaut. Bei einem Rückbau kommen auf den städtischen Haushalt zusätzliche Kosten für Rückbau, Entschädigungen der Unternehmen und Rückzahlung von bereits ausgegebenen Fördergeldern in der Summe von über € 60 Mio. zu. Im Ergebnis bedeutet die UNESCO-Entscheidung den Verlust von Steuergeldern von mind. € 101 Mio. Die Tunnelvariante wird, bei vollkommen unklarer Finanzierung, noch einmal über € 100 Mio. teurer als die im Bau befindliche Brückenvariante.“

Es ist geradezu atemberaubend, wie Lars Rohwer hier mit Millionenbeträgen jongliert. Und es ist ein neuer Rekord! Die Brückenfreunde überbieten sich seit langem gegenseitig mit Angaben zur Höhe der vermeintlichen Mehrkosten der Tunnelalternative. Die Höchstgebote lagen zuletzt bei ca. € 100 Mio. Nun nimmt Lars Rohwer gleich einen richtigen Schluck aus der Pulle: € 201 Mio. Verglichen damit nimmt sich die Angabe des von der Landeshauptstadt bestellten Gutachters im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Dresden in der vergangenen Woche geradezu erbärmlich aus: Er spricht von € 29 … 36 Mio.

Wie kommt es zu dem Unterschied? Ganz einfach: Der eine ist Fachmann und nennt vor Gericht eine Zahl, auf die er festgenagelt wird. Der andere ist Politiker und stellt einfach mal eine Behauptung in den Raum. Deren Wahrheitsgehalt ist vollkommen irrelevant. Es kommt auf ihre Wirkung an.

Was man kaum hört …

… scheint hingegen am interessantesten. In dieser unglaublichen Kakophonie sind ein paar stille Worte fast untergegangen: Durch die Entscheidung der UNESCO eröffnet sich eine „Pause zum Denken“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wohl gemerkt: Nach ihren Worten handele es sich nicht um eine Denkpause (d.h. einen Aussetzer wie am Freitag), sondern um eine „Pause zum Denken“.

Möge sie erhört werden!

Unsere Bürgerinitiative, die sich für den Schutz des Welterbes einsetzt, begrüßt die heutige Entscheidung des UNESCO-Welterbe-Komitees. Einmal mehr beweist die Weltkulturorganisation ihre Größe und würdigt somit auch unser Bemühen um unseren Welterbestatus.

Um so mehr verwundert, ja entsetzt uns die Reaktion der designierten Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die sich heute enttäuscht über die Entscheidung zeigte. Offenbar setzte sie die sofortige Aberkennung des Titels voraus, was auch die Diskussionen um eine eventuelle Rückgabe der Ehrung vermuten lassen. Wir empfinden dies als schlechten Stil, wenn eine Politikerin es nicht schafft, sich für einen Kompromiss auch nur offen zu zeigen! Wir fordern Helma Orosz und ihre gleich denkenden Parteikollegen auf, ihre Position zu überdenken und ihre strikte Position zu verlassen.

Wir erwarten, dass Frau Orosz ihr Wahlversprechen einhält und sich aktiv für den Erhalt des Welterbestatus für das Dresdner Elbtal einsetzt!

Weitere Informationen zur Bürgerinitiative entnehmen Sie bitte unseren Internetseiten unter www.welterbe-dresdner-elbtal.de.

Das Netzwerk Welterbestadt Dresden begrüßt die klare Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees und fordert die Stadträte auf, umgehend auf der nächsten Stadtratssitzung mit der nötigen einfachen Mehrheit einen Baustopp zu beschließen und die dann frisch vereidigte Oberbürgermeisterin zu beauftragen, zügig alle Schritte für eine planungsrechtliche Umwandlung der Elbquerung in einen Volltunnel zu unternehmen.

„Damit verbinden wir auch die Forderung an die Oberbürgermeisterin Orosz und das Regierungspräsidium, diesem Beschluss nicht zu widersprechen. Frau Orosz hat nach der Wahl angekündigt, Bürgermeisterin aller Dresdnerinnen und Dresdner sein zu wollen. Darunter verstehen wir, dass sie unabhängig zwischen verschiedenen Interessen vermittelt. Es gibt auch nach der OB-Wahl kein Indiz dafür, dass eine Mehrheit aller Dresdnerinnen und Dresdner, eingeschlossen die Nichtwähler, den Verlust des Titels und den Bau der Brücke unterstützen. Die Erfahrung aus den Gesprächen an unseren Informationsständen im Stadtgebiet zeigen, dass ein Tunnel als endgültige Lösung akzeptiert werden würde, wenn keine Mehrkosten für Dresden entstehen und die Bauzeit nicht mehr als drei Jahre länger dauert. Diese Bedingungen können erfüllt werden, wenn jetzt alle zu beteiligenden Ämter an einem Strang ziehen.“ so Andreas Schönherr, einer der Sprecher der Initiative. Und weiter: „Besonders überrascht hat uns, dass das UNESCO-Welterbekomitee einstimmig für die Vorlage gestimmt hat, obwohl Verweigerungstaktik und fehlende Kompromissbereitschaft der Verantwortlichen in Stadt und Land viel Unverständnis und Verärgerung hervorriefen. Dass die Kommission ihre Verantwortung für das Dresdner Elbtal nicht einfach aufgibt, zeigt einmal mehr die wahre Aufgabe und Wichtigkeit dieser Institution auf. Es geht nicht einfach nur um ein Prädikat, welches touristisch verwertet werden kann. Im Vordergrund sollte vielmehr die Förderung des Bewusstseins für die Einzigartigkeit und den außergewöhnlichen universellen Wert des Dresdner Elbtals als schützenswerte menschliche Kulturleistung und Naturphänomen stehen. Dieses gilt es in die Herzen der Dresdnerinnen und Dresdner zu tragen und eine nachhaltige Offenheit für die Bewahrung und den sensiblen Umgang bei der Stadtentwicklung zu bewirken. Die stadtnahen und unbebauten Elbauen mit ihren schönen Ausblicken prägen Dresden und geben der Stadt ihre unverwechselbare Identität, die Anziehungskraft für Touristen aus aller Welt ist. Wir verstehen dies als ein historisches Geschenk an uns, welches uns Verantwortung und Sorgfalt überträgt. Wir wünschen uns, dass unsere Stadträte und unsere neue Oberbürgermeisterin die Empfindungen vieler Dresdnerinnen und Dresdner sowie Menschen aus aller Welt achten und dass das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde der kommunalen Selbstverwaltung seine Verantwortung gegenüber der Bundesregierung und der UNESCO wahrnimmt und wohlwollend die notwendigen Schritte einleitet und unterstützt.“

Das Netzwerk lädt alle Welterbe-Freundinnen und Freunde ein, sich im Aktionsbüro Kamenzer Straße 45 täglich in der Zeit von 16:00 bis 18:00 Uhr zu informieren oder Informations- und Werbematerial zum Thema UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal für die eigenen vier Wände, fürs Büro, den Laden oder das Restaurant abzuholen. Bereits im April starteten wir die Aktion „Dresden bekennt Farbe“ und seitdem ist das Blau-Weiß der UNESCO und das Bekenntnis „Ja zum Welterbe“ mit steigender Häufigkeit im Dresdner Stadtbild präsent. Jeder ist eingeladen, sich daran zu beteiligen und ohne viel Aufwand mitzuhelfen, Bewusstsein und Interesse für die Bedeutung der aktuellen Situation zu wecken.

Am kommenden Montag, dem 7. Juli 2008, findet die nächste Welterbe-Demonstration statt. Wir erwarten die Teilnehmer der Tagung aus Quebec zurück und sie werden uns auf der Kundgebung vor der Frauenkirche über Ihre Eindrücke der Tagung und die fast zweistündige Debatte zum Dresdner Elbtal berichten. Der Treffpunkt und Beginn der Demonstration ist um 18:30 Uhr am Goldenen Reiter. Um 19:00 Uhr beginnt die Kundgebung vor der Frauenkirche.

Am Montag, dem 07.07.2008, findet wieder eine Welterbe-Demonstration statt. Beginn ist 18:30 Uhr am Goldenen Reiter, Kundgebung ist um 19:00 Uhr an der Frauenkirche. Das Motto der Veranstaltung lautet (passend zur letzten Montagsdemonstration am 30.06.2008):

Dresden nach der UNESCO-Entscheidung

Wenn Sie selbst auf die Veranstaltung aufmerksam machen möchten, können Sie gern das Plakat (pdf-Datei, 51 kB) ausdrucken und öffentlich aushängen.

Am 04.07.2008 hat das Welterbekomitee der UNESCO auf seiner 32. Sitzung in Quebec, Kanada, beschlossen, das Dresdener Elbtal vorerst auf der Liste der gefährdeten Welterbestätten zu belassen. Es fordert dazu auf, den Bau der Brücke zu stoppen und die Integrität sowie den universellen Wert dieser einzigartigen Landschaftssituation durch den Bau eines Tunnels zu erhalten.

Das Komitee war betroffen, dass die Bauarbeiten bereits so weit fortgeschritten sind und forderte die Wiederherstellung der ursprünglichen landschaftlichen Situation an dieser Stelle. Es stellte weiterhin klar, dass im Falle eines Weiterbaues der Brücke das Dresdner Elbtal in einem Jahr automatisch aus der Welterbeliste gestrichen wird.

Die Entscheidung wurde einstimmig von allen Delegierten getroffen.

Es sollte allen Beteiligten nunmehr klar sein, dass Brückenbau und Welterbetitel nicht vereinbar sind und dass einzig und allein mit der Tunnelalternative der Welterbetitel zu retten ist.

Der Dresdner Berndt Neugebauer hat sich mit der Bitte um Vermittlung in der Auseinandersetzung um die Waldschlößchenbrücke, den Elbtunnel und das Welterbe Dresdner Elbtal an die Bundeskanzlerin und den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags gewendet. Der Schriftwechsel wird hier wiedergegeben, weil er in kompakter Form den aktuellen Stand der politischen Debatte wiedergibt.


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