Seine letzte Station vor der Abschlusskundgebung in Berlin machte der Dresdner Weltkulturmarsch am 20.06.2008 in Leipzig. Auf der Kundgebung im Nicolaikirchhof sprachen Daniela Kolbe, stellvertretende Vorsitzende der SPD Leipzig und Vorsitzende der Leipziger Jusos, Dr. Leonhard Kasek, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Leipzig sowie Jürgen Kasek, Sprecher des Kreisverbands Leipzig von Bündnis 90/Die Grünen. Der NABU-Landes- und -Kreisverband unterstützen die Dresdner vor Ort.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Lübeck, den 19. Juni 2008

Liebe Lübecker,
liebe Freunde des UNESCO-Weltkulturerbes,

heute soll hier daran erinnert werden, daß in Dresden immer noch ein Bauwerk zu entstehen scheint, die “Waldschlößchenbrücke”.

Der WeltKulturMarsch führte von Nürnberg über München, Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Essen, Hannover, Bremen und Hamburg nach Lübeck und wird morgen in Leipzig fortgesetzt, bevor übermorgen in Berlin das Ziel erreicht ist. Ich wünsche mir, daß all die Stimmen, die auf diesem langen Weg gesammelt wurden, den Entscheidungsträgern zu denken geben.

An Ort und Stelle habe ich vor einiger Zeit gesehen, welche Schäden bereits entstanden waren. Ich bin dagegen, daß eine veraltete Planung nur deshalb umgesetzt wird, weil sie als beschlossen gilt. Es muß möglich sein, Entscheidungen zu hinterfragen. Ich kann nur hoffen, daß in Dresden die Vernunft das letzte Wort hat.

Leider kann ich nicht hier sein, wo Thomas Schröder-Berkentien meine Bitte, noch einmal nachzudenken, vortragen wird. Es ist eine Bitte, die nicht nur in Dresden und in Hinsicht auf die Waldschlößchenbrücke nötig ist, sondern gelegentlich durchaus auch in Lübeck angebracht wäre.

Ihr

Günter Grass

Am am 18.06.2008 machte der Dresdner Weltkulturmarsch Station in Hamburg. Vor Ort wurden die Dresdner von der Hamburger Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und GAL, von der Hamburger SPD sowie dem NABU Hamburg unterstützt.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Am 21. Juni wird der Weltkulturmarsch auf seiner dreizehnten und letzten Etappe in Berlin eintreffen. Künstler und Vertreter der Initiative „Welterbe Erhalten“ waren am 9. Juni stellvertretend für 50.000 Dresdner Unterzeichner des Bürgerbegehrens gegen den Verlust des UNESCO-Welterbes Dresdner Elbtal zu einem Weltkulturmarsch aufgebrochen. In insgesamt zwölf Städten informieren sie über den drohenden Welterbeverlust in Dresden und die Konsequenzen aus dem sächsischen Alleingang für Deutschland. Die Organisatoren wollen überregional Aufmerksamkeit wecken und Unterstützung im Bemühen um den Erhalt des UNESCO-Welterbes der Menschheit gewinnen.

Das Interesse in allen Regionen Deutschlands ist groß. In Lübeck wurde der Weltkulturmarsch von Günter Grass unterstützt. Herr Schröder-Berkentien von der Bürgerinitiative „Rettet Lübeck“ und Sprecher der Lübecker SPD in Denkmalschutzangelegenheiten hat ein Grußwort von Günter Grass verlesen, in dem es heißt: „Ich bin dagegen, dass eine veraltete Planung nur deshalb umgesetzt wird, weil sie als beschlossen gilt. Es muss möglich sein, Entscheidungen zu hinterfragen. Ich kann nur hoffen, dass in Dresden die Vernunft das letzte Wort hat.“

Der drohende Welterbeverlust lastet auf der Kulturnation Deutschland. Auf der Roten Liste der UNESCO werden wir neben dem Nationalpark Garamba (Demokratische Republik Kongo) oder dem Bamiyan-Tal (Afghanistan) genannt: Dresdner Elbtal (Deutschland).

Bei der Abschlussveranstaltung des Weltkulturmarschs vor dem Brandenburger Tor am 21.06.2008 von 14:00 bis 17:00 Uhr werden Berliner und Sympathisanten aus ganz Deutschland die Dresdner Demonstranten der Initiative „Welterbe Erhalten“ unterstützen. Als Redner werden sich unter anderen

  • Dr. Marlies Volkmer,
    SPD, MdB Deutscher Bundestag,
  • Franziska Eichstädt-Bohlig,
    Architektin, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin,
  • Katrin Göring-Eckardt,
    Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen und
  • Annette Ahme,
    Historikerin, Vorsitzende der Gesellschaft Historisches Berlin e.V.

gegen die Zerstörung von Weltkultur in Deutschland aussprechen.

… fragt sich
Eduard Zetera

Wohl eher nicht. Das ist für Deutschland gottlob nicht landestypisch. Gleichwohl kann man mit Geld Stimmung machen.

Einen eindrucksvollen Beleg für diese These bekommen die Dresdner von der hiesigen CDU im Wahlkampf um den Oberbürgermeisterposten der sächsischen Landeshauptstadt vorgeführt. Diese scheut weder Kosten noch Mühe, um Helma Orosz in das höchste Amt der Stadt zu hieven.

Im einzelnen:

Kosten

Nach eigenem Bekunden investiert die CDU in den hiesigen Wahlkampf eine sechsstellige Summe.

Rechnen wir einmal nach: Bei 421.192 wahlberechtigten Dresdnern, einer Wahlbeteiligung von 42,2% und einem Stimmenanteil von 47,6% hat Helma Orosz damit im ersten Wahlgang am 08.06.2008 insgesamt 84.606 Stimmen eingeworben. Im zweiten Wahlgang am 22.06.2008 waren es (421.229 Wahlberechtigte, 33,9% Wahlbeteiligung, 64,0% Stimmenanteil) 91.390 Stimmen. – Bitte: Von „gekauft“ ist nicht die Rede.

Wir erinnern uns: Der Verein „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“ hat mit einem Bruchteil dieses Budgets 50.000 Unterschriften gesammelt.

Nun soll hier nicht das Wahlprogramm einer Oberbürgermeisterkandidatin mit dem Vorschlag einer stadtbildschonenden Flussquerung verglichen werden. Dennoch stellt sich die Frage, warum verschiedene Konzepte derart unterschiedlichen Zuspruch erfahren.

Vermutlich ist es dem Verein Tunnelalternative gelungen, die Gründe für sein Anliegen überzeugender zu formulieren als das „Wahlprogramm“ der CDU. Wenn Frau Orosz mit visionären Parolen wie z.B.: „Für sichere Fußwege!“ ganze Stadtviertel zuplakatiert, hat sie wohl selbst den Verdacht genährt, dass ihre Programmatik an Inhaltsarmut leidet.

Auf den Punkt gebracht: In wirtschaftlichen Kategorien formuliert, produziert die CDU – bislang stets bemüht, als Inkarnation der Wirtschaftskompetenz zu erscheinen – dürftige Qualität zu aberwitzigen Kosten. Wenn ihr dennoch Erfolg beschert ist, darf das bestenfalls als Beleg dafür gelten, dass gelegentlich auch Materialschlachten zum Ziel führen.

Mühe

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich waren sich nicht zu schade, Helma Orosz auf einer Wahlkampfveranstaltung in Dresden am 18.06.2008 persönlich zu unterstützen. Der Umstand an sich deutet darauf hin, dass der CDU sehr daran gelegen ist, den Oberbürgermeisterposten in Dresden mit eigenem Personal zu besetzen.

Die Veranstaltung geriet ein wenig zur Farce, weil eine große Gruppe von Welterbe-Verfechtern und Elbtunnel-Sympathisanten sehr deutlich machte, dass sie die Haltung der CDU zum Welterbe und zum Brückenbau in Dresden für inakzeptabel hält. Allen drei Protagonisten fiel angesichts des lautstarken Protests nichts anderes ein, als den Bau der Waldschlößchenbrücke mit dem Verweis auf den im Jahr 2005 mehrheitlich erklärten Bürgerwillen zu rechtfertigen. Diese Argumentation ist jedoch

  • einfach nur noch langweilig: Davon, dass man sie gebetsmühlenartig wiederholt, gewinnt sie nicht an Überzeugungskraft.
  • beinahe rührend einfältig: Es ist unbestritten, dass den seinerzeit abstimmenden Dresdnern die Welterberelevanz ihrer Entscheidung gar nicht bewusst war und dass mit der Entscheidung der UNESCO, Dresden wegen des Brückenbaus auf die Rote Liste zu setzen, im Jahr 2006 eine vollkommen neue Situation entstanden ist. Mal ganz abgesehen davon, dass die Bindungsfrist des Bürgerentscheids von 2005 vor drei Monaten abgelaufen ist.
  • schlichtweg ignorant: Mit der nachweislich praktikablen Alternative Elbtunnel kann der erklärte Wunsch der Dresdner nach einer Elbquerung am Waldschlößchen in einer welterbeverträglichen Weise erfolgen. Wer dennoch auf der Waldschlößchenbrücke besteht, errichtet nichts anderes als „ein Monument der Rechthaberei“, wie Prof. Ralf Weber bei der Sondersitzung des Stadtrats am 22.04.2008 formulierte.

Vor diesem Hintergrund klang der Leitspruch von Helma Orosz: „Ich werde einen, nicht spalten!“ wenig überzeugend. Traurig ist, dass Stanislaw Tillich – von dem man sich im Unterschied zu seinem Vorgänger Georg Milbradt moderatere Töne in der Diskussion um die Waldschlößchenbrücke erwartet hatte – in keiner Weise von der schon viel zu lange als stur beklagten Haltung der Sächsischen Landesregierung abzuweichen scheint. Und geradezu tragisch ist, dass auch Angela Merkel, die schon qua Amt die bundesweiten und internationalen Implikationen des „Dresdner Brückenstreits“ im Blick haben sollte, nicht um verbindliche Worte bemüht war. Als Bundeskanzlerin steht sie so weit über den Dingen, dass es nur noch wenige gibt, die ähnlich gut in der Lage wären, Dresden aus dieser verfahrenen Debatte heraus zu helfen.

Sicher ist es unüblich, in Wahlkampfzeiten Kuscheleinheiten zu verteilen, und schon gar nicht in einer derart polarisiert geführten Debatte. – Aber für die Zeit danach stimmt der Auftritt der drei nur wenig optimistisch.

Die Misstöne bei der Veranstaltung am 18.06.2008 waren für Angela Merkel, Stanislaw Tillich und Helma Orosz gewiss unerfreulich aber nicht zwangsläufig unvertraut. Als Politiker bekommt man nun mal gelegentlich Widerspruch zu hören. Viel ärgerlicher wird für sie eine ganz andere Erkenntnis gewesen sein: Diejenigen, die da ihrem Unmut Luft machten, sahen gar nicht so aus, wie „Brücken-Dschihadisten“, als die sie Sachsens Justizminister Geert Mackenroth zu diffamieren suchte. Darunter stellt man sich wohl eher subversive Gestalten vor, die nach Alkohol, Tabak und Schweiß riechen. In dieses Raster will der Dresdner Protest gegen die Welterbezerstörung aber so gar nicht passen: Er wird getragen von gebildeten, kultur- und geschichtsbewusst denkenden Bürgern der Mittelschicht. Fatal ist für die CDU, dass es sich hierbei um ihre Stammwählerschaft handelt, zu der sie so voll auf Konfrontationskurs geht. Auf ihre Zustimmung muss sie bei der Oberbürgermeisterwahl im Jahr 2008 verzichten. Doch damit nicht genug: Im Jahr 2009 ist Stadtratswahl. Es ist nicht erkennbar, wie die CDU bis dahin diese Kerngruppe ihrer Wählerschaft zurückgewinnen will.

So hat die Architekturhistorikerin Dr. Heidrun Laudel einen Vortrag überschrieben, den sie am Mittwoch, dem 25.06.2008, um 19:00 Uhr im Bürgerladen „Dresdens Erben“ in der Dürerstraße 89 halten wird.

Damit ist ein Thema gewählt, das kurz vor der diesjährigen Tagung des UNESCO-Welterbe-Komitees im kanadischen Quebec besonders bewegt.

Betrachtet wird jener, heute mitten in unserer Stadt gelegene Landschaftszug, an dem sich die Flussaue ausweitet und die Heidesandterrasse zur granitenen Hügelkette der Loschwitzberge ansteigt. Es wird zu verfolgen sein, wie mit dem einzigartigen Naturpanorama, das sich hier bietet, im Laufe der Geschichte umgegangen, wie es genutzt, baulich gefasst und in großräumliche Planungen einbezogen wurde.

Am 16.06.2008 machte der Dresdner Weltkulturmarsch Station in Hannover. Vor Ort wurden die Dresdner von Ingrid Lange, Bürgermeisterin und Ratsfrau in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Hannover, als Rednerin auf der Kundgebung unterstützt.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Am 17.06.2008 machte der Dresdner Weltkulturmarsch Station in Bremen. Vor Ort wurden die Dresdner von Karin Krusche, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft sowie Sprecherin für Baupolitik und Stadtentwicklung und Kulturpolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, als Rednerin auf der Kundgebung sowie von der SPD Bremen unterstützt.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Am 15.06.2008 machte der Dresdner Weltkulturmarsch Station in Essen. Vor Ort wurden die Dresdner von Rolf Fliß, Mitglied der Ratsfraktion Essen von Bündnis 90/Die Grünen, als Redner auf der Kundgebung sowie von der SPD Essen unterstützt.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Der Weltkulturmarsch der Dresdner Welterben erreichte am 19.06.2008 Lübeck. Auf der Kundgebung sprach Herr Schröder-Berkentin von der Bürgerinitiative „Rettet Lübeck“ (BIRL e.V.). Die BIRL entstand 1975 aus Protest gegen eine brutale Abbruch-Welle in der Lübecker Altstadt (diese Abbruch-Welle war Lübecks Beitrag zum Europäischen Jahr des Denkmalschutzes). Herr Schröder-Berkentin verlas ein Grußwort von Günter Grass. Weitere Sprecher waren Angelika Birk, Mitglied der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Schleswig-Holstein sowie Otto Kastorff, Stadtplaner und Architekt. Der Kreisverband Lübeck von Bündnis 90/Die Grünen unterstützte die Dresdner vor Ort.

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

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