Ein Essay von
Heidrun Laudel
Architekturhistorikerin

Am Abend des 12. März 2008 stellte Heidrun Laudel im Rahmen einer Benefizveranstaltung unter der Kuppel der Yenidse folgenden Text vor:

Ich war leicht amüsiert, als ich die Ankündigung unserer heutigen Veranstaltung „Diese Brücken woll’n wir bauen“ in der Zeitung las. Da stand: Es wird auch eine Architekturhistorikerin dabei sein. Eine Architekturhistorikerin, welch’ Exotin unter den Erzählern, Literaten und Musikern. Ich weiß auch gar nicht, ob’s so werbeträchtig war. Historiker, das sind doch diejenigen, die vor allem erzählen, wie schön es früher war und mit Gegenwart und Zukunft nichts so Richtiges im Sinn haben.

Und wenn es dazu noch um Dichtkunst und den einzigartigen Zusammenklang von Siedlung und Flusslandschaft geht, der Dresden den Welterbetitel eingebracht hat, da ist man schnell dabei, 200 Jahre zurück, auf das „Zeitalter der Empfindsamkeit“ um 1800 zu schauen, als man das Phänomen der einzigartigen Einbettung der Stadt in den Naturraum in immer wieder neue Worte kleidete.

  • Da denkt man an Schiller, der seinem Freund Ludwig Ferdinand Huber 1785 von der „romantischen Natur“ berichtete, die die Elbe bei Dresden um sich her bilde,
  • oder an Kleist, der seiner Verlobten, Wilhelmine von Zenge, die „feierliche Lage“ Dresdens „in der Mitte der umkränzenden Elbhöhen“ schilderte, der den Fluss beschrieb, wie er „sich spielend in tausend Umwegen durch das freundliche Tal“ schlängelte, „als wollte er nicht in das Meer“ fließen.

Das literarische Dresden-Lob einzusaugen, mag so mancher geschundenen Seele – ich nehme die meinige nicht aus – bisweilen gut tun. Doch sind wir damit nicht beim eigentlichen Thema. Denn das beginnt erst im Anschluss an die Zeit der Romantik mit ihrem ausgesprochenen Sinn für Naturschönheiten.

Dresden steht heute einzigartig in der Welt da, weil es im 19. und 20. Jahrhundert eine vergleichsweise behutsame Entwicklung zur Großstadt genommen hat, weil bei aller Ausdehnung des Siedlungsraumes, das Stadtbild noch immer durch die Besonderheit der landschaftlichen Lage geprägt wird.

Das war nicht immer nur der weisen Voraussicht der Väter unserer Stadt und dem ausgeprägten Sinn ihrer Bürger für Natur- und Stadträume geschuldet. Manchmal war auch der Zufall im Spiele. Vor allem aber war es das Elbtal selbst und sein mäandernder Fluss, der sich als störrische Schönheit den kursierenden schematischen Planungen und fragwürdigen ästhetischen Leitbildern widersetzte, wie sie die sog. „Moderne“ hervorgebracht hat.

Auch in Dresden träumten die Architekten fast das gesamte 19. Jahrhundert hindurch von einem Fluss, an dem die Bauten – wie man es von Venedig her kannte – schroff am Ufer aufsteigen würden, um von der Wasserfläche gespiegelt zu werden. Ein ästhetisches Ideal, das denen gelegen kam, die die Elbauen als hoch einträgliches Bauland zu verwerten trachteten.

Es war ein Wasserbaudirektor namens Schmidt, der solchen Begehrlichkeiten erfolgreich Widerstand leistete. Ihm haben wir es zu verdanken,

  • dass die Elbe nicht kanalisiert wurde und
  • dass sich heute die Auenlandschaft bis ins Zentrum erstreckt und so jene Weite des Blickes bewahrt wurde, die die Silhouette der Altstadt mit dem bekrönenden Kuppelbau der Frauenkirche erst zu voller Wirkung bringt.

Jener Moritz Wilhelm Schmidt bedeutete den Architekten seiner Zeit, dass sie Trugbildern aufsaßen, wenn sie an Ströme dachten wie den Rhein bei Köln oder die Donau bei Pest. Im Vergleich zu ihnen war die Elbe die meiste Zeit des Jahres ein Rinnsal, weit entfernt von einer ausgedehnten, von Schiffen belebten Wasserfläche, von der man träumte. Die Elbe – so Schmidt – würde sich in dem ihr zugewiesenen weiten Bett wie etwas bewegen, in das sie nicht hineingehört, vergleichbar mit einem „dürftigen unansehnlichen Menschen in einem weiten schlotternden Kleide“.

Aber es waren weniger solche plastischen Bilder, die man von einem Mann seiner Zunft auch kaum erwartete, als der Verweis auf die enormen Folgekosten, die die Ufermauern an einem sich windenden Fluss verursachen würden. Das allein ließ das Finanzministerium von den Kanalisierungsplänen abrücken.

Schmidts ausdrückliche Forderung, am rechten Elbufer „vom Waldschlößchen bis an die alte Brücke“ den „Charakter des Landschaftlichen“ zu erhalten, fand zu seinen Lebzeiten keine breite Anhängerschaft. Hartnäckig hielt sich die Idee, auf der Neustädter Seite eine Hochuferstraße anzulegen.

Da war es gut, dass 1922 ein Nicht-Dresdner das Amt des Stadtbaurates antrat und sofort den hohen Wert der Flussaue als „grüne Lunge“ erkannte. Gemeint ist Paul Wolf. Er war innovativ genug, statt des geplanten Verkehrszuges mit dem Projekt eines Uferparks zu überraschen und zu überzeugen. Denen, die da meinten, auf eine ausgebaute Straße am Fluss nicht verzichten zu können, hielt Wolf vor Augen, welch’ verheerende Wirkung ein solches Verkehrsvorhaben im angebrochenen Zeitalter des Autos für den Landschaftsraum darstelle. Er erklärte das Vorhaben schlichtweg als „unzeitgemäß“. Wohlgemerkt, das war in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als sich anderenorts – nämlich in Paris – ein Le Corbusier anschickte, mit seiner „Ville Contemporaine“ das gleichermaßen trostlose wie verhängnisvolle Schema einer verkehrs- und letztlich autogerechten Stadt zu entwickeln.

Paul Wolf war es auch, der für das Areal der Waldschlößchenwiese den bekannten Aussichtspavillon entwarf und damit jenen Ort markierte, an dem sich denen, die von Bautzen her, aus der Dichte des Waldes kommen, plötzlich die Weite der Landschaft mit der Silhouette der Stadt im Hintergrund auftut. Unzählige Male ist dieser Blick von den Malern der Romantik im Bild festgehalten worden. Als in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts zu befürchten war, dass die damalige Besitzerin, die Sozietätsbrauerei, den Wiesenhang als Bauland umnutzen würde und sich die Stadt ihrer ortsgesetzlichen Grundlagen nicht mehr so sicher war, hat sie fast eine halbe Million Reichsmark aufgewendet, um – wie es hieß – diesen „einzigartigen, herrlichen Aussichtspunkt auf die Stadt und ihre Umgebung“ in ihr Eigentum zu bringen und ihn so „für alle Zeiten“ zu sichern.

Aber nicht nur dieser einen Blickbeziehung wegen ist die breite Wiesenfläche bislang geschützt worden. Sie ist auch als Teil des Panoramas, das sich vom Altstädter Ufer her auftut, als unantastbar angesehen worden.

Denn von dieser Seite der Elbe aus ist sie als die sanft ansteigende Heidesandterrasse zu erleben, die sich an die Hügelkette der Loschwitzberge (Lausitzer Granitplatte) schiebt und mit ihr zusammen den Großen Elbbogen rahmt.

Von der Altstadt her erscheint sie als Anlauf einer imposanten Naturbühne, die als solche auch zu verschiedenen Zeiten genutzt worden ist:

  • etwa als Szenerie von Seeschlachten, die die sächsischen Kurfüsten pompös inszenieren ließen und vom Blasewitzer Tännicht her verfolgten oder – etwas weniger martialisch –
  • als Wiesenrund, das im Frühsommer 1865 Tausenden von Sängern als Stätte ihres ersten Bundesfestes diente.

Mehr noch: Von hier, von dem Blick nach dem Neustädter Ufer, ist einst eine Initialzündung ausgegangen. Dieser Landschaftszug hat Dresden zu einer Bauordnung verholfen hat, die im 19. und noch im 20. Jahrhundert als vorbildhaft galt. Im Jahre 1826 wurde per Königlichem Reskript über das Gelände der späteren Johannstadt ein Bauverbot verhängt. Damals waren sich die Verantwortlichen einig, dass der Ruhm Dresdens als eine „der schönsten Städte“ nur gewahrt werden könne, wenn die „freundliche Seite“ der Stadt „mit […] dem schönen Ausblick auf die Loschwitzberge“ offen gehalten würde.

Es war das der Anfang einer Baugesetzgebung, die lange bevor es für den Denkmalschutz eine handlungsfähige Institution gab, festlegte:

  • außerhalb einer Kernzone nur offene Bebauung zuzulassen
  • und die Sicht auf markante Blickpunkte nicht zu verstellen.

Das hat nun allerdings nichts mehr mit glücklichem Zufall zu tun. Hierin zeigte sich Dresden anderen Städten tatsächlich überlegen. Das ist eine Tradition, auf die zu verweisen sich lohnt: Die Stadt Dresden hat sich rechtzeitig eine Handlungsgrundlage geschaffen, die der Einzigartigkeit der Siedlungslandschaft Rechnung trug.

Solange nichts endgültig entschieden ist, werden auch die inzwischen traditionellen Montagsdemonstrationen für den Elbtunnel weiter stattfinden. Und für das Bürgerbegehren bedeutet das: Es werden weiter Unterschriften gesammelt!

Daher findet am 17.03.2008 wieder eine Montagsdemo statt. Sie beginnt um 18:30 Uhr am Goldenen Reiter. Um 19:00 Uhr ist eine Kundgebung an der Frauenkirche geplant. Sprechen wird u.a. Prof. Helmuth Albrecht vom Institut für Wissenschafts- und Technikgeschichte der Bergakademie Freiberg.

Die Demonstration hat das Motto „Miteinander Reden“. Thomas Löser, Sprecher des Vereins „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“, sagte: „Wir setzen unbeirrt unsere sach- und faktenbezogene Aufklärungsarbeit zum Tunnelkompromiss fort. Der Tunnel ist finanziell die bessere Variante für eine Elb-Querung am Waldschlößchen. Hauptschwerpunkt werden diesmal u.a. ausführliche Klarstellungen zu Finanzierung, Planungs- und Genehmigungszeiten sein.“

Wenn Sie selbst auf die Veranstaltung aufmerksam machen möchten, hängen Sie bitte das Plakat öffenlich auf.

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Stadträte,

manchmal bewegt sich lange nichts und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse:

  • Am 05.03.2008 teilt die UNESCO mit, dass der Elbtunnel die einzige welterbeverträgliche Möglichkeit einer Elbquerung ist.
  • Am 06.03.2008 bescheinigt eine hochkarätig besetzte Expertengruppe, dass der Elbtunnel ohne Einschränkung technisch, wirtschaftlich und rechtlich machbar ist.
  • Am 09.03.2008 macht eine Großdemonstration mit 15.000 Teilnehmern und vielen prominenten Rednern einmal mehr deutlich, dass der Elbtunnel die einzige Chance für die Dresdner ist, eine Elbquerung zu erhalten, das Welterbe zu bewahren und wieder zusammen zu finden.
  • Am 11.03.2008 wird unser Bürgerbegehren offiziell eingereicht. Mindestens 40.000 Unterzeichner bitten Sie damit, eben diese Chance zu ergreifen. Und es werden immer mehr.

Wir sind uns alle bewusst, welcher enorme Druck auf Ihren Schultern lastet. Ihre Entscheidungen in der Stadtratssitzung am 13.03.2008 und den nächstfolgenden werden eine erhebliche finanzielle – aber auch eine große historische Tragweite haben. Tunnel oder Brücken baut man nicht für ein Jahrzehnt, sondern für viele Generationen.

Wir hoffen, dass Sie das Augenmaß, die Gelassenheit und vor allem den Mut haben, Entscheidungen zu fällen, die Sie nicht nur vor uns, sondern ebenso vor sich selbst, vor Ihren Kindern und auch noch vor Ihren eigenen Enkeln rechtfertigen können.

Mit vielen Grüßen,

Ihr Verein
„Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“

Nach der Verleihung des UNESCO-Welterbetitels im Jahr 2004 haben sich die Dresdner noch gar nicht bewusst gemacht, welch außergewöhnliche Auszeichnung unsere Heimatstadt erhalten hat.

Die folgenden beiden Abschnitte zeigen anhand von Beispielen, welche Orte neben Dresden den Welterbetitel tragen – und welche Orte ihn verloren haben und warum.

Welterbestätten

Die historische Altstadt von Florenz wurde 1982 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen, wobei es hierzu im Antrag heißt, dass „jede Rechtfertigung hierfür lächerlich und unverfroren sei,“ da sich hier die „weltgrößte Anhäufung universell bekannter Kunstwerke“ befinde.

1979 erfolgte die Aufnahme von Versailles in das Weltkulturerbe. Die Begründung der UNESCO lautet hierzu: „Das repräsentative Ensemble des Palasts, des Trianons und des Parks von Versailles ist das Ergebnis von eineinhalb Jahrhunderten Arbeit, in Auftrag gegeben von den französischen Königen, die es ihren größten Künstlern anvertrauten.“

Seit 1990 gehört das Historische Zentrum von Sankt Petersburg zum UNESCO-Weltkulturerbe. 15% der Gebäude in Sankt Petersburg – 2.400 Gebäude – wurden von der UNESCO als Denkmäler der Architekturgeschichte eingestuft. Damit wird Sankt Petersburg in dieser Hinsicht nur noch von Venedig übertroffen.

Seit dem Jahr 2000 gehört das Gartenreich Dessau-Wörlitz zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Welterbekomitee begründete seine Aufnahme folgendermaßen: „Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist ein herausragendes Beispiel für die Umsetzung philosophischer Prinzipien der Aufklärung in einer Landschaftsgestaltung, die Kunst, Erziehung und Wirtschaft harmonisch miteinander verbindet.“

Die UNESCO nimmt 2002 das Obere Mittelrheintal in die Welterbeliste auf. Sie würdigt es als eine Kulturlandschaft von großer Vielfalt und Schönheit: „Die Landschaft weist einen außergewöhnlichen Reichtum an kulturellen Zeugnissen und Assoziationen historischer wie auch künstlerischer Art auf. […] Mit seinen rebenbesetzten Talhängen, seinen auf schmalen Uferleisten zusammengedrängten Siedlungen und den auf Felsvorsprüngen wie Perlen aufgereihten Höhenburgen gilt das Tal als Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft.“

Im Jahr 2004 wird das Dresdner Elbtal in das Weltkulturerbe aufgenommen. Die UNESCO begründet das u.a. so: „Das Dresdner Elbtal ist eine herausragende Kulturlandschaft, ein Ensemble, das barocke Umgebungen und vorstädtische Gartenstädte in eine künstlerische Gesamtheit innerhalb des Flusstals integriert.“

Es drängt sich die Frage auf:

Liebe Dresdnerinnen und Dresdner, sind Sie nicht stolz darauf, dass unsere Heimatstadt in einer Reihe mit diesen großartigen Stätten des Welterbes der Menschheit steht?

Zerstörte Welterbestätten

1994 wurde ein Wildschutzgebiet in der Wüste Omans in die UNESCO-Weltnaturerbeliste aufgenommen. Die UNESCO strich dieses Gebiet 2007 von der Liste des Welterbes, da die Regierung von Oman entschieden hatte, die Größe des geschützten Areals um 90 Prozent zu reduzieren, um ihren Plänen zur Erdgas- und Ölförderung nachzugehen. Es handelt sich um die erste Streichung eines Welterbes von der UNESCO-Liste.

Am 12.03.2001 sprengten Taliban-Milizen auf Anordnung von Mullah Mohammed Omar die Buddha-Statuen von Bamiyan. Zuvor wurde bereits 26 Tage lang vergeblich versucht, die Buddhas durch Beschuss mit Panzern, Geschützen und Raketen zu zerstören.

Die UNESCO nimmt die Kulturlandschaft und die archäologischen Stätten des Bamiyan-Tals 2003 in das Weltkulturerbe auf. Die Begründung hierzu lautet u.a.: „Das Bamiyan-Tal birgt außerordentliche Zeugnisse einer kulturellen Tradition Zentralasiens, die verschwunden ist. […] Das Bamiyan-Tal ist das monumentalste Zeugnis des westlichen Buddhismus. Es war über viele Jahrhunderte ein bedeutendes Pilgerzentrum.“ Unmittelbar mit der Aufnahme in die Welterbeliste setzt die UNESCO das Bamiyan-Tal auf die Rote Liste. Damit wird signalisiert, dass ernsthafter Schaden eingetreten ist und alle Anstrengungen unternommen werden müssen, den Verlust des Welterbes abzuwenden.

Im Jahr 2008 könnte die UNESCO dem Dresdner Elbtal den Welterbestatus wieder aberkennen. In der Begründung wird es heißen, „dass die visuellen Auswirkungen der projektierten Waldschlösschenbrücke gravierend sind. Unter Berücksichtigung der eingegrenzten Fragestellung muss man sogar zu dem Ergebnis kommen, dass der Bau der Brücke an dieser Stelle eine irreversible Schädigung der besonderen Qualitäten des Elbtals wäre.“

Mithin stellt sich die Frage:

Liebe Dresdnerinnen und Dresdner,
wollen Sie das wirklich?

Diejenigen unter den Brückenfreunden, die sich im übrigen jetzt gänzlich zu Unrecht mit den Taliban verglichen fühlen, sollten sich einmal folgende Frage stellen: Hielten Sie die Sprengung der Buddha-Statuen denn dann für gerechtfertigt, wenn es vorher in Bamiyan einen Bürgerentscheid dazu gegeben hätte?

Die Machbarkeit des Elbtunnels ist belegt. Alle hier aufgeführten Gründe leiten sich aus Dokumenten ab, die zu großen Teilen im Auftrag der Stadtverwaltung erarbeitet wurden und die alle öffentlich verfügbar sind – teilweise bereits seit Jahren. Alle hier getroffenen Aussagen des Vereins „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“ wurden jüngst in eindrucksvoller Weise von einer hochkarätigen, unabhängigen und international besetzten Expertengruppe im Rahmen der „Fachklausur Elbtunnel Dresden“ bestätigt.

  1. Der Elbtunnel ist technisch machbar.
  2. Der Elbtunnel ist politisch und finanziell machbar.
  3. Der Elbtunnel ist baurechtlich machbar.
  4. Die Baukosten von Elbtunnel und Brücke sind vergleichbar.
  5. Die Betriebskosten des Elbtunnels sind niedriger als die einer Brücke.
  6. Die Verkehrsanbindung von Elbtunnel und Brücke sind identisch.
  7. Das Landschaftsbild wird nur durch einen Elbtunnel bewahrt.
  8. Der geplante Tunnelanstieg ist zulässig.
  9. Die geforderte Tunnelüberdeckung wird erreicht.
  10. Der Elbtunnel hat, wie die Brücke, vier Spuren.
  11. Der Elbtunnel ist verkehrssicher.
  12. Die Sicherheit im Katastrophenfall wird durch Fluchttüren gewährleistet.
  13. Der Elbtunnel ist hochwassersicher.
  14. Das Grundwasser wird vom Elbtunnel nicht beeinflusst.
  15. Die Belüftung des Elbtunnels erfolgt durch eine unterirdische Abluftzentrale.

Ein Essay von
Rainer G. Richter
Kunsthistoriker, Oberkonservator
Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Kunstgewerbemuseum in Schloss Pillnitz

Immer wieder werden im Zusammenhang mit dem Dresdner Welterbe und dem Bau der Waldschlößchenbrücke Diskussionen über die vorgesehenen Baumaßnahmen geführt. Hierbei gibt es über die zukünftige Gestaltung der Dresdner Elblandschaft die haarsträubendsten Ansichten, die mangels Interesse an der Kulturlandschaft den Welterbetitel gefährden. Zu diesem gewachsenen Landschaftsraum gehören u.a. Stadt und Festung Königstein, Stadt und Festung Pirna, Schloss und Park Pillnitz, der Elbhang, die Elbschlösser, die Waldschlößchenumgebung, die Dresdner Innenstadt mit den Ministerialbauten, dem Jägerhof, dem Residenzschloss, dem Japanischen Palais und den Kirchenbauten sowie das Schloss Übigau am „unteren Ende“ des Dresdner Elbtals. Der etwas enger gesteckte Abschnitt, den wir z.Zt. noch als „Welterbe“ bezeichnen dürfen, erstreckt sich wohl „nur“ von Pillnitz bis Übigau.

Ungeachtet der unterschiedlichen Standpunkte zu den geografischen Begrenzungen des Weltkulturerbes haben alle genannten kulturellen Besonderheiten ein gemeinsames Kriterium, durch das der Ehrentitel Weltkulturerbe überhaupt gerechtfertigt ist: die Einmaligkeit der durch die Stadt führenden Elbwindungen, verbunden mit der ausgedehnten, weitgehend naturbelassenen Uferlandschaft, welche die einmalige Natur-, Kultur- und Stadtlandschaft Dresden hervorgebracht hat. Keiner anderen bedeutenden Stadt auf der Welt ist eine solche Verbindung zwischen Fluss, Landschaft und urbaner Bebauung gelungen. Sämtliche größeren Städte Europas, die an einem oder mehreren Flüssen gelegen sind (Berlin, Budapest, Florenz, London, Paris, Prag, Rom, St. Petersburg usw.), haben ihre Bauten bis an die Ufer geführt, welche meist von hohen Uferstraßen gesäumt wurden. Nur in Dresden ist es weisen Kurfürsten und Königen und später ebenso klugen und tüchtigen Stadträten gelungen, die Dresdner Elblandschaft weitestgehend zu erhalten.

Angefangen im 16. Jahrhundert unter Herzog und Kurfürst Moritz (1521/1541-1553), der Dresden zu einer Renaissancestadt erblühen ließ, fortgeführt durch „Vater August“ (1526/1553-1586), der Dresden zu der militärisch meistbefestigten europäischen Stadt des 16. Jahrhunderts ausbaute, über Johann Georg I. (1585/1611-1656), der gewaltige Jagden, Festspiele und -musiken auf den breiten Elbwiesen aufführen ließ, ferner über August den Starken (1670/1694-1733), unter dem Dresden zu einem kleinen „Venedig des Nordens“ avancierte, bis hin zu den bedeutenden Entscheidungen der Regierung und der Stadtverwaltung um 1900, gelang es bis jetzt, den einmaligen Landschaftscharakter der Großstadt weiterhin zu bewahren. Selbst als um 1880 die Elbe im Zusammenhang mit der Kettenschifffahrt vorsichtig kanalisiert wurde (Uferbefestigung, Ausbau von Hafenanlagen und Pferdeschwemmen), blieb dieser einmalige Charakter erhalten!

Heute gibt es inmitten dieser Landschaft in der unmittelbaren Nähe des von Camillo Graf Marcolini (1739-1814) am Ende des 18. Jahrhunderts angelegten Waldschlößchens, zu dem das heute noch bestehende neogotische Haus, das sogenannte Waldschlößchen, ursprünglich aber auch ein englischer Park und eine Meierei (etwas elbabwärts auf der heutigen Bautzner Straße) gehörten, eine äußerst sensible Stelle: den so genannten „Waldschlösschenblick“, womit eine Aussicht vom Waldschlösschen auf die Elblandschaft und die Dresdner Altstadt gemeint ist.

Genau an diesem Aussichtspunkt verließen Reisende, eben noch aus dem Dunkel der Dresdner Heide kommend, die Bautzner Landstraße, um von der hohen Uferböschung aus (etwa dort, wo der heutige Pavillon steht) den prächtigen Anblick Dresdens zu genießen. Wer ist nicht heute noch bewegt, wenn er z.B. Ernst Rietschels (1804-1861) Lebensbeschreibung liest, in welcher er diesen überwältigenden Eindruck wiedergibt, als er als Kind zum ersten Mal aus Pulsnitz nach Dresden kam!

Diesen historisch gewachsenen Waldschlößchenblick durch eine Brücke (ungeachtet dessen, wie „schön“ sie zu werden verheißt) zu zerschneiden und zu zerstören, hieße, den sensibelsten Bereich der Dresdner Kulturlandschaft am empfindlichsten zu treffen! Wer dennoch an dieser Stelle eine Elbquerung wünscht, sich aber dem kulturellen Erbe verpflichtet fühlt, braucht sich nur für die Alternative Tunnel zu entscheiden.

Der Tunnel ist die Alternative!

Jeglichen Beifall errang,
wer Nützliches mischt mit dem Schönen
Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci
Horaz, ars poetica

15.000 Demo-Teilnehmer

MDR Info teilt am 09.03.2008 bereits um 12:30 Uhr mit: „Rund 15.000 Dresdner haben gegen die umstrittene Waldschlößchenbrücke demonstriert. Sie forderten, stattdessen einen Tunnel zu bauen, um den Welterbetitel für das Elbtal zu erhalten. Außerdem sammeln Brückengegner weitere Unterschriften für einen neuen Bürgerentscheid. Die ersten 40.000 sollen am Dienstag übergeben werden. Die UNESCO hatte klar gestellt, dass Dresden beim Bau der Brücke den Welterbe-Titel verliert. Am kommenden Donnerstag will sich auch der Dresdner Stadtrat mit dem Thema befassen.“

Das Presseecho zur Demonstration ist durchweg positiv. Einige wenige Beispiele:

Tonmitschnitte

  1. Begrüßung, Worte zum Bürgerbegehren
  2. Prof. Dr. Ingo Zimmermann
    Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
    Präsident des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal
  3. Prof. Dr. Michael Kinze
    Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie i.R.
  4. Horst Wadehn
    Vorsitzender des UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.
  5. Prof. Ralf Weber
    Vorstand des Vereins „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“
    Mitglied im Fachrat Dresdner Welterbe
  6. Prof. Ludwig Güttler
    Musiker
    Mitinitiator des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche

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Am Donnerstag, dem 13.03.2008, findet eine Stadtratssitzung statt. Auf der Tagesordnung steht auch der Elbtunnel. Die Unterstützer der Elbtunnel-Initiative versammeln sich um 15:30 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Haupteingang (!) des Rathauses am Doktor-Külz-Ring 19. Mit ihrer Anwesenheit wollen sie alle Stadträte, die einer Tunnel-Alternative aufgeschlossen gegenüberstehen, ermutigen, jetzt die richtigen Entscheidungen zu fällen. Die Stadträte sollen sicher sein, dass eine große und stetig wachsende Zahl von Dresdnern hinter ihnen steht. Daran soll sie eine Mahnwache bis 22:00 Uhr erinnern. Die Botschaft lautet: „Dresden ist weltoffen und kompromissbereit.“

Zur gleichen Zeit findet vor der Goldenen Pforte eine Kundgebung der Brückenbefürworter statt. Thomas Löser, Sprecher des Vereins Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V., sagte dazu: „Wir stellen einen großen Runden Tisch an die Ecke des Rathauses um miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir sind überzeugt, die Spaltung der Stadt mit dem Tunnelkompromiss zu überwinden, weil mit diesem Kompromiss beide Seiten Abstriche von Ihren Maximalforderungen machen und lernen, aufeinander zuzugehen. Ohne den Geist der Versöhnung wäre der Wiederaufbau unserer Frauenkirche auch nicht möglich gewesen.“

Das Bürgerbegehren wird am Dienstag, dem 11.03.2008, offiziell eingereicht. Um 13:30 Uhr werden die bislang gesammelten Unterschriften an der Goldenen Pforte des Rathauses unserem Oberbürgermeister Dr. Lutz Vogel übergeben.

Alle, die sich der Idee des Elbtunnels verbunden fühlen, sind herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Mit der Übergabe der bis dahin gesammelten Unterschriften ist das Verfahren nicht abgeschlossen. Das bedeutet: Weiterhin werden Unterschriften gesammelt! Gerade in der aktuellen Situation ist es erforderlich, unser Anliegen mit Nachdruck zu vertreten. Das überzeugenste Zeichen wäre eine Anzahl von Unterschriften, die mit dem alten Bürgerbegehren vergleichbar ist: 65.000.

Die wegen des schweren Unwetters verschobene Großdemonstration findet nun am 09.03.2008 (Sonntag) statt. Beginn ist um 11:00 Uhr an der Frauenkirche. Die Demonstration führt zum Goldenen Reiter. Dort findet die Kundgebung um 11:30 Uhr statt.

Liebe Freunde des Welterbes, liebe Unterstützer der Tunnelalternative! Jetzt, nachdem die UNESCO klargestellt hat, dass nur mit dem Elbtunnel der Welterbestatus für Dresden erhalten bleibt; jetzt, nachdem eine hochkarätige und international besetzte Expertengruppe die Machbarkeit des Elbtunnels ausdrücklich bestätigt; gerade jetzt ist es wichtig, dass die Dresdner Bürgerschaft der Politik und der Verwaltung von Landeshauptstadt und Freistaat klar macht, dass sie diese Zeichen verstanden hat. Fordern Sie eine Ausführung der Elbquerung als durchgängigen Volltunnel! Unverzüglich. Erscheinen Sie zahlreich!

Als Hauptredner haben zugesagt: Prof. Ludwig Güttler (Musiker und Mitinitiator des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche), Prof. Dr. Michael Kinze (Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie i.R.), Horst Wadehn (Vorsitzender des UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.), Prof. Ralf Weber (Vorstand des Vereins „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“ und Mitglied im Fachrat Dresdner Welterbe), sowie Prof. Dr. Ingo Zimmermann (Präsident der Sächsischen Akademie der Künste und Präsident des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal).

Der Deutsche Kulturrat (Spitzenverband der Bundeskulturverbände) und der Deutsche Naturschutzring (Dachverband der Natur- und Umweltschutz-Verbände in Deutschland) unterstützen das Ringen um einen Elbtunnel anstelle der umstrittenen Waldschlößchenbrücke im UNESCO-Welterbe Dresdner Elbtal. Der Präsident des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal, Ingo Zimmermann sagt hierzu:

Es gibt ein kulturelles Gewissen, das nicht stumm bleiben darf, wenn ein einzigartiger Landschaftsraum nahezu bedenkenlos der Verkehrsplanung überlassen wird.
Ingo Zimmermann

Wenn Sie selbst auf die Demonstration aufmerksam machen möchten: Drucken Sie das Plakat zur Demo (pdf-Datei, 1.103 kB) aus und verteilen Sie es!

Nachtrag

Die Demonstration hatte 15.000 Teilnehmer. Wir sind bewegt und dankbar für dieses eindrucksvolle Zeichen der Unterstützung. Wir sind ermutigt, jetzt und mit Nachdruck darauf hinzuwirken, dass das angelaufene Bauprojekt zur Elbquerung als Elbtunnel zuende geführt wird. Bitte: Unterstützen Sie unsere Initiative, machen Sie mit!

Tonmitschnitte

  1. Begrüßung, Worte zum Bürgerbegehren
  2. Prof. Dr. Ingo Zimmermann
    Präsident der Sächsischen Akademie der Künste
    Präsident des Kuratoriums Welterbe Dresdner Elbtal
  3. Prof. Dr. Michael Kinze
    Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie i.R.
  4. Horst Wadehn
    Vorsitzender des UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.
  5. Prof. Ralf Weber
    Vorstand des Vereins „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“
    Mitglied im Fachrat Dresdner Welterbe
  6. Prof. Ludwig Güttler
    Musiker
    Mitinitiator des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche

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