Die Entscheidung des Regierungspräsidiums vom 12.06.2008, nach der das Bürgerbegehren zum Waldschlößchentunnel unzulässig sei, überrascht zwar nicht – sie enttäuscht aber alle, die sich in Stadt, Land, Bund und weltweit für den Erhalt und die Pflege des Dresdner Welterbes einsetzen.

Unser Bürgerbegehren ist zulässig!

Die Forderung von 50.000 Dresdnern und der Wille des Stadtrates, einen Bürgerentscheid durchzuführen, werden behindert. Wie bereits im Sommer 2006, als der Stadtrat wegen der Aufnahme des Elbtals in die Rote Liste der bedrohten Welterbestätten den Bau stoppte und der Freistaat Sachsen daraufhin die Ersatzvornahme anwies, greift der Freistaat heute erneut über das Regierungspräsidium in städtische Belange ein. Dresden soll den Welterbetitel nicht behalten und darf darüber nicht eigenständig entscheiden.

Bereits vor der Bekanntgabe der Fragestellung des Bürgerbegehrens wurde durch den Präsidenten des Regierungspräsidiums öffentlich bekannt gegeben, dass das Begehren wahrscheinlich an einem geeigneten Kostendeckungsvorschlag scheitern wird. Während des Bürgerbegehrens versuchte das Regierungspräsidium durch öffentliche Stellungnahmen, die Meinungsbildung der Dresdner zu beeinflussen und damit Politik im Sinne der CDU-geführten Landesregierung zu betreiben. Dieses für eine Rechtsaufsichtsbehörde ungewöhnliche Verhalten führte letztlich zu einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Regierungspräsidenten.

Seit nunmehr sechs Wochen prüft das Regierungspräsidium die Fragestellung, die ihm bereits seit vier Monaten bekannt ist. In anderen Fällen entscheidet das Regierungspräsidium innerhalb weniger Tage. Leider ist dies nicht der erste Versuch einer Verwaltung, unser Bürgerbegehren durch bewusste Verzögerung zu behindern oder zu verhindern.

Das parteipolitisch motivierte Verhalten des Regierungspräsidiums verletzt das Prinzip der Gewaltenteilung und damit ein grundlegendes Fundament unserer Demokratie.

Der Stadtrat wird nun Rechtsmittel gegen diesen Bescheid einlegen. Das zu erwartende Verfahren wird jedoch die nächsten Wochen und Monate in Anspruch nehmen. Währenddessen wird am Waldschlößchen weitergebaut. Falls es in Kanada zur Aberkennung des Welterbetitels kommt, trägt das Regierungspräsidium Dresden dafür einen großen Teil der Verantwortung.

Wir appellieren daher an den Stadtrat, parallel zum nun auf den Rechtsweg zu bringenden Bürgerbegehren ein Stadtratsbegehren zu starten, damit die Bürger Dresdens über den Elbtunnel und damit die Zukunft Ihres Elbtals als erstklassiges UNESCO-Welterbe der Menschheit abstimmen können.

Der Aufschrei

Aus dem Stamm einer der 140 Jahre alten Traubeneichen, die in der Waldschlösschenstraße gefällt wurden, um Baufreiheit für die Brückenzufahrt zu schaffen, hat der in Hamburg lebende Holzbildhauer Peer-Oliver Nau eine 3,5 Meter hohe Skulptur geschaffen. Er nennt sein Werk: „Der Aufschrei“

Am 05.06.2008 wollte der Dresdner Holzbildhauer Michael Grasemann das Kunstwerk dem amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel am Rathaus übergeben. Doch der ließ sich verleugnen. Sicherheitshalber wurde sogar die Goldene Pforte geschlossen. Man war sich im Rathaus wohl nicht sicher, wie man am besten mit einem solchen Geschenk umgeht. Das ist verwunderlich, sollte doch der amtierenden Oberbürgermeister Lutz Vogel als ehemaliger Kulturbürgermeister für die Werke bildender Künstler aufgeschlossen sein.

Michael Grasemann sagt: „13 gefällte Eichen habe ich damals aufgekauft.“ Die Stadt wollte sie ursprünglich schreddern lassen. Der „Aufschrei“ ist während einer Kunstaktion in Dresden entstanden. Jetzt beginnen die abgeholzten Eichen als Skulpturen ein zweites Leben. „Wir wollen die Bäume der Stadt zurückgeben.“ Ob Dresden sich darüber wohl freut?

Mit deutlichen Worten hat der neue Präsident der Sächsischen Akademie der Künste, Udo Zimmermann, den Bau der Waldschlößchenbrücke in Dresden abgelehnt. Im Deutschlandradio Kultur sagte Zimmermann am 10.06.2008, die Dresdner „werden sich wundern, wenn dieses Monster, was Brücke sich nennt, mittendrin in ihrer herrlichen Landschaft steht.“

Die Welterbeauszeichnung sei ein „singulärer Glücksfall“. Trotzdem habe er die „bange Ahnung“, dass auch der Aufruf prominenter Kulturschaffender wie Klaus Staeck, Günther Grass, Christoph Hein und Wim Wenders nichts bewirke, denn einen Baustopp werde es nicht geben. „Es müsste der liebe Gott ein Wunder geschehen lassen“, so Zimmermann wörtlich.

In dem ganzen Vorgang steckt nach Ansicht Zimmermanns „ein derartiges Paket von Provinzialismus, es ist wirklich sehr traurig.“

Das vollständige Gespräch mit Udo Zimmermann steht mindestens bis zum 10.11.2008 im Audio-on-Demand-Angebot von Deutschlandradio Kultur als MP3-Audio zur Verfügung.

Spendenaufruf

zur Befragung der Dresdner Bürger zum Welterbe-Gedanken und Tunnelkompromiss.

Das Land Sachsen und die Stadt Dresden in Gestalt ihres Oberbürgermeisters sind dabei, die Welterbestätte „Dresdner Elbtal“ mit einem Brückenbau zu zerstören. Sie stützen sich dabei auf das Votum der Dresdner Bürger, die sich im Februar 2005 mehrheitlich für den Bau der „Waldschlößchenbrücke“ ausgesprochen hatten. Die Situation hat sich seither entscheidend verändert. Auf der Grundlage eines von der RWTH Aachen erstellten Gutachtens hat die UNESCO das „Dresdner Elbtal“ wegen dieses Brückenbaus, der einen zusammenhängenden Landschaftsraum „an empfindlichster Stelle … irreversibel“ zerschneidet, im Juli 2006 auf die „Rote Liste“ der akut gefährdeten Welterbestätten gesetzt. Obwohl seitens der Verantwortlichen in Stadt und Land so gut wie nichts getan wird, den Dresdnern den Welterbe-Gedanken näher zu bringen und so ihr Problembewusstsein zu entwickeln, haben sich zu Beginn dieses Jahres innerhalb kürzester Zeit mehr als 50.000 Dresdner für den Kompromiss eines Tunnelbaus ausgesprochen, mit dem der wertvolle Auenraum erhalten werden kann.

Unter diesem Vorzeichen führen gegenwärtig Prof. Karl-Siegbert Rehberg und Prof. Michael Häder vom Soziologischen Institut der TU Dresden eine Befragung unter den Dresdnern durch, die auf die Verankerung des Welterbe-Gedankens und die Haltung zum Tunnelkompromiss zielt. Sie selbst und ihre Mitarbeiter verzichten dabei auf Honorare. Es fallen aber Kosten in Höhe von ca. 3.000 EUR für studentische Kräfte an, welche die Telefonumfrage durchführen.

Wir halten die Befragung auch für die im europäischen Maßstab notwendige Aufarbeitung der Vorgänge um das Dresdner Welterbe für äußerst nützlich und bitten Sie, den Verein „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“ (der in den Vertrag mit der TU Dresden eingetreten ist) mit einer Spende – in welcher Höhe auch immer – zu unterstützen.

Bitte nutzen Sie für Ihre Spende die Bankverbindung:

Zahlungsempfänger: Verein Bürgerbegehren Tunnelalternative
Verwendungszweck: Rehberg-Umfrage
Kontonummer: 10 27 05 025
BLZ: 850 951 64
Bank: Landeskirchliche Kreditgenossenschaft

Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung.

Verein „Bürgerbegehren Tunnelalternative am Waldschlößchen e.V.“
Bürgerinitiative Welterbe Dresdner Elbtal

Die Vertreter der Dresdner Initiative Welterbe Erhalten machten auf ihrem Weltkulturmarsch am 12.06.2008 Station am Kölner Roncalliplatz.

Der Kölner Kreisverband und Landesverband Nordrheinwestfahlen von Bündnis 90/Die Grünen unterstützen die Dresdner Aktion. Stadtrat Horst Thelen von der Kölner Fraktion verlas eine Solidaritätsadresse. Danach sprach der Kulturwissenschaftler Dr. Christian Möller von der Landesarbeitsgemeinschaft Kultur und Medien bei Bündnis 90/Die Grünen Rheinland-Pfalz und vom Kreisvorstand der Grünen in Koblenz. Der Kreisverband Koblenz und der Landesverband Rheinland-Pfalz haben sich in Anbetracht eines ähnlichen Problems um die Planung einer festen Querung im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal entschlossen, die Veranstaltung der Dresdner Welterben in Köln offiziell zu unterstützen und Solidarität mit Dresden zu bezeugen.

In Gesprächen mit Kölner Bürgern erfuhren die Dresdner, dass auch in anderen Regionen Deutschlands ganz ähnliche Konflikte ausgetragen werden wie in Dresden – nur ist dadurch eher selten gleich ein UNESCO-Welterbe-Gebiet (wie in Köln oder Dresden) bedroht. Viele Leute interessieren sich für die Probleme in Dresden und sind verwundert über den Alleingang der sächsischen CDU bei der Zerstörung des Welterbes und der Beschädigung der UNESCO.

Weitere Bilder aus Köln:

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Die dritte Station des Dresdner Weltkulturmarschs war am 11.06.2008 Stuttgart. Vor Ort wurden die Dresdner von der Fraktion und dem Kreisvorstand der Grünen in Stuttgart unterstützt.

Das obige Bild gibt es auch in größerer Auflösung (jpg-Datei, 3008 × 2000, 2.683 kB).

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Am Montag, dem 16.06.2008, findet wieder eine Welterbe-Demonstration statt. Beginn ist 18:30 Uhr am Goldenen Reiter, Kundgebung um 19:00 Uhr an der Frauenkirche. Das Motto der Veranstaltung lautet:

Ja zum Tunnelkompromiss – auf die UNESCO zugehen!
Für Weltoffenheit, Dialog und Kompromissbereitschaft!

Hinweis: Wenn Sie auf die Veranstaltung aufmerksam machen möchten, können Sie das Plakat (pdf-Datei, 51 kB) selbst ausdrucken und aushängen oder verteilen.

Heinrich Klug, langjähriger 1. Solocellist der Münchner Philharmoniker hat am 10.06.2008 auf dem Münchner Marienplatz die Demonstration gegen den Bau der Waldschlößchenbrücke in Dresden unterstützt.

Seine Zuhörer am Marienplatz erfuhren, dass der prominente Münchner Heinrich Klug in Dresden geboren ist. Nach dem Abitur studierte er Cello und Dirigieren in seiner Heimatstadt und in Köln und war von 1963 bis 2000 Solocellist der Münchner Philharmoniker. 1998 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Er hat von Leipzig bis Luxemburg und von Wien bis Berlin mit den bekanntesten Orchestern gespielt.

Als Junge hat Heinrich Klug oft an der Elbe gesessen. Gerade dort, wo heute tiefe Schneisen in die unter Landschafts- und Naturschutz stehenden Auenlandschaft gebaggert und über 5.000 Tonnen Unterwasserbeton verbaut sind. „Ich bedauere sehr, was in Dresden passiert“, sagte Heinrich Klug. Der Verlust des Welterbes Dresdner Elbtal wäre ein trauriges Kapitel für seine Vaterstadt.

Neben München wollen die Dresdner mit ihrem Weltkulturmarsch in weiteren zehn Städten über den drohenden Welterbeverlust durch den Bau der Waldschlößchenbrücke aufklären, bevor sie am 21.06.2008 in Berlin ankommen. Die Dresdner Welterben wollen auf Missstände in Dresden hinweisen und um Solidarität für den Erhalt der Umwelt und des UNESCO-Welterbes der Menschheit werben.

Auch der Kreisverband Koblenz und der Landesverband Rheinland-Pfalz von Bündnis 90/Die Grünen haben sich in Anbetracht eines ähnlichen Problems um die Planung einer festen Querung im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal entschlossen, die Veranstaltung der Dresdner Welterben in Köln offiziell zu unterstützen und Solidarität mit Dresden zu bezeugen.

Die zweite Station des Dresdner Weltkulturmarschs war am 10.06.2008 München.

Die Aktion der Dresdner Welterben hat in München einen prominenten Fürsprecher getroffen: Heinrich Klug, Münchner Philharmoniker, Bundesverdienstkreuzträger und selbst gebürtiger Dresdner unterstützt Weltkulturmarsch.

Bilder aus München gibt es auch in größerer Auflösung (jpg-Dateien, 3008 × 2000, ca. 3.000 kB):

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

Seine erste Station machte der Dresdner Weltkulturmarsch am 09.06.2008 in Nürnberg.

Weitere Bilder:

Hinweis: Weitere Informationen finden Sie auf der Hauptseite zum Weltkulturmarsch.

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